Das Bumbismaale und das Mettenbergerwiible

Die beiden Fasnets – Einzelfiguren aus der Immendinger Sagenwelt sind im  Immendinger Dialekt als „Bumbismaale“  und  „Mettebergwiible“  bekannt

Sie hausten nach alten Berichten früher auf den sich gegenüberliegenden Bergen, dem östlich von Immendingen liegenden Bumbis und dem westlich gelegenen Mettenberg, und trieben ihren Schabernack mit Einheimischen und Fremden.

Der Bumbis ist der Immendinger Hausberg östlich von der Gemeinde, auf deren großer Waldlichtung sich heute ein Spielplatz mit großer Schutzhütte befindet. Dort werden im Jahresverlauf zahlreiche Feste gefeiert. Früher führte die Hauptstraße von Baden durch die fürstenbergischen Lande nach Württemberg noch nicht an der Donau entlang, sondern die „Steig“ hinauf und über diese Lichtung.  

Das Bumbismaale ist in der Immendinger Fasnet eine Schabernack treibende Einzelfigur mit knorrigem Stock, deren  Holzmaske einen recht verschmitzten Gesichtsausdruck zeigt.  Die Kleidung mit brauner Jacke und roter Weste hat  offenbar bessere Zeiten gesehen.  Nun ist sie zerlumpt und mit großen Stoffflecken ausgebessert.  

Fotografisch dokumentiert ist das Bumbismaale u.a. auf Seite 100 in Wilhelm Kutters „Schwäbisch alemanische Fasnacht“ von 1976.

Alte Immendinger erzählen sich noch heute nette Geschichten vom Bumbismaale, das vielleicht freiwillig, eventuell auch um Häschern zu entgehen, in der Einsamkeit des großen Waldes in einer vermutlich selbst gebauten Holz- oder Baumhütte einen Teil seines Lebens verbrachte.

Auch im benachbarten Möhringen ist das Bumbismaale bekannt, das Verirrten gerne zur Hilfe kam, gegenüber armen Fahrensleuten und Tagelöhnern oft großzügig handelte und manchmal auch Liebespaare neckte.

Besonders gerne legte sich das Immendinger Bumbismaale  mit nächtlichen Heimkehrern an, die zuviel des guten Immendinger Mostes oder Möhringer Bieres genossen hatten. Aber wahrscheinlich war nicht immer das Bumbismaale der Urheber der Unbill. Mancher Betrunkene, der den richtigen Weg verfehlte und im Straßengraben landete, mag daheim das Bumbismaale für seine Verletzungen verantwortlich gemacht haben. Und mancher Streithammel, der sich im Nachbarort ein blaues Auge und eine blutige Nase geholt hatte, gab das Bumbismaale als Urheber an. Denn dies war immer noch ehrenhafter, als von den Bewohnern der (früher in einer anderen Herrschaft gelegenen)  Nachbarstadt Möhringen eine Tracht Prügel bekommen zu haben. Viele  Streitereien sind verbürgt, denn Gelegenheit hierzu gab es oft. Schließlich war  Immendingen damals im Besitz von zwei Ortsherren, der Herren von Schreckenstein und der Herren von Reischach, und gehörte zum Ritterschaftskanton Hegau.  Möhringen (und Zimmern) hingegen gehörten direkt zum Gebiet der Fürstenberger. Erst im Juli 1806 kamen durch den Rheinbundvertrag diese Herrschaftsgebiete (teilweise widerstrebend) zu Baden.

 

Das Mettenbergwiible  war auf dem westlich benachbarten Immendinger Mettenberg daheim, an dessen Hang sich ein von der Narrenzunft renovierter Aussichtspavillon befindet. Dieses Gebiet war unwegsamer als der Bumbis und keine große Straße führte hindurch.

Dieses Beeren- und Pilzweible erschreckte so manches rechtschaffene Weib mit seinen Kindern  und machte sich dann auch prompt über die Vorräte oder das Sammelgut derselben her.

Die Maske zeigt das Gesicht eines alten, listigen Weibleins mit Warzen und schiefem Mund. Sie trägt, wie früher gebräuchlich, ein rotes Kopftuch, einen braunen Wollrock, darüber eine blaue Schürze, eine weiße Leinenbluse und ein schwarzes Mieder sowie eine rote Wolljacke. In einem geflochtenen Korb hat sie an der Fasnacht für die Erwachsenen einen Kräuterschnaps und für die Kinder etwas Süßes versteckt.

In der hiesigen Fasnet sind diese Figuren seit den 30er Jahren aktiv vertreten, die markanten  Holzlarven stammen hingegen aus der Anfangszeit der 50er Jahre. Die beiden Hästräger übernahmen 1955 die Redaktion der „Narren-Zeitung“ und auch die Jubiläumsausgabe zum Narrentreffen 1980 wurde von den beiden redigiert.

Von den beiden Narrenmasken gibt es je nur drei Exemplare. Je eine befindet sich seit 1973 zusammen mit den anderen Immendinger Narrenfiguren im größten Narrenmuseum Deutschlands, im Narrenschopf in Bad Dürrheim. Die zweite „Schemme“ ist im Besitz der Immendinger Narrenzunft und wird im Immendinger Heimatmuseum ausgestellt, bei Gelegenheit auch im Zunfthaus. Das dritte Exemplar schließlich wird von den derzeitigen Maskenträgern (seit 1979 von dem Lehrerehepaar Christa und Werner Hiestand) alljährlich während der Fasnetsumzüge usw. getragen.

Die beiden Fasnetsfiguren führen bei Umzügen zusammen mit dem „Narrebolizei“ und dem Zunftfahnenträger die Immendinger Gruppe an und wirken seit 1979 jeweils am traditionellen Immendinger Zunftball mit. Dann steigen sie vom Immendinger Bumbis und vom Mettenberg herunter und treffen sich auf der Bühne der Donauhalle zu einem Tratsch über das neueste Ortsgeschehen, über die Politik und das Geschehen in der Welt.  Manches Geheimnis wurde dabei schon gelüftet, manche Idee aufgebracht und verbreitet.

Diese beiden Einzelfiguren sind seit vielen Jahren untrennbar mit der traditionellen Immendinger Fasnet mit ihren schönen Figuren verbunden und aus dieser nicht mehr wegzudenken.  (WWH)