Hansele und Gretele

Der Weißnarr Hansele und das unmaskierte Gretele sind die Hauptfiguren in der Immendinger Fasnet und präsentieren  während der Umzüge ein außerordentlich imposantes Erscheinungsbild. Angeführt durch den Hanselewart mit seinem Gretele folgen der Narrensamen, die Jungnarren und die Erwachsenen paarweise in dem für unsere Zunft eigenen Narrenschritt. Die schweren und klanglich abgestimmten Narrenrollen der Hansele erschallen dabei so laut, dass sich die Hansele und Gretele den Besuchern schon von weitem  ankündigen.

Das „Hanselelaufen“ hat in Immendingen eine alte Tradition. Als Beweis dafür dient eine alte Hanselescheme, die im Jahre 1830 von dem Immendinger Bürger Eusebius Grüninger geschnitzt wurde. Diese Scheme ist im Besitz der Narrenzunft in wird im örtlichen Heimatmuseum ausgestellt. Das Hanselelaufen fand in früherer Zeit lediglich am „Schmutigen Dunschtig“ statt, eine einheitliche Form des Häses bestand damals noch nicht.

Da in Immendingen erst seit 1905 eine „organisierte“ Fasnacht stattfindet und durch andere, in der damaligen Zeit begründete Umstände, drohte diese Tradition in Vergessenheit zu geraten. Der Wunsch in Immendingen den alten Brauch wieder aufleben zu lassen, geht auf die Jahre vor 1935 zurück. In der ersten Satzung der „ehrenwerten und hochnärrischen Strumpfkugler-Narrenzunft zu Immendingen“ vom 31.01.37 wurde das „Hanselehecheln“ der 8. Schulklassen als fester Bestandteil der Immendinger Fasnet festgeschrieben. Dabei zogen die Entlassschüler als Hansele durch die Geschäfte um zu heischen. Häser aus der damaligen Zeit sind bedauerlicherweise keine mehr vorhanden.

Im Jahre 1949 wurde bei den Verantwortlichen der Immendinger Narrenzunft der Gedanke dieser landschaftsgebundenen Fasnachtsüberlieferung wieder wachgerufen, die Neuanschaffung musste seinerzeit jedoch aufgeschoben werden. Im Jahre 1951 wandte sich der Zunftrat an „den wohllöblichen Gemeinderat“ mit der Bitte bei der Wiederbelebung dieser alten Tradition unterstützend mitzuwirken. Und so konnte anlässlich des Zunftballes am 17.02.52 das neuentworfene Immendinger Hansele aus der Taufe gehoben und der Öffentlichkeit vorgestellt werden.

1962 wurde diese Narrenfigur noch einmal weiterentwickelt und hat seither sein heutiges Erscheinungsbild.

Das Immendinger Hansele ist bekleidet mit einem hellen, handbemalten Leinenanzug und einer geschnitzten und bemalte „Glattscheme“ die ein freundliches jugendliches Gesicht zeigt. Er führt als Zeichen seiner freiherrschaftlichen Rechte ein Schwert.

Die Scheme ist durch einen mit Blumen geschmückten Rosshaarkranz eingefasst.

Als Narrenattribute trägt das Immendinger Hansele zwei gekreuzte „Geschellriemen“ mit geschuppten Rollen über den  Schultern und an der Kopfhaube einen Fuchsschwanz.

Der Anzug des Hanseles ist mit Fasnachtssymbolen sowie mit Ranken und Wappenteilen der alten Immendinger Standesherrschaften bemalt. Die Vorderseite der Jacke trägt auf der linken und rechten Seite je eine „Fasnachtshenne“, welche früher zur Leibeigenschaftsabgabe bestimmt war. Auf dem Rücken sind die drei Federn, zwei Fische und die Ranken aus dem Wappen der „Egloff von Zell“, zwei Blumen und die Helmzier aus dem Wappen der „Almshofen“,  der rote Halbmond aus dem Wappen „Jäger gen. Spätt“, sowie ein Vollmond als einverleibtes Symbol der Narrenzunft. Das rechte Vorderhosenteil schmückt der aufgerichtete rote Löwe aus dem Wappen „Faulach“ und die Blume aus dem Wappen „von Almshofen“. Das rotgekrönte weiße Pferd aus dem Wappen „Schreckenstein“ und der weiße Halbmond aus dem Wappen „Jäger gen. Spätt“ zieren die Vorderseite des linken Hosenbeines. Die beiden hinteren Hosenteilen sind bemalt mit den Immendinger Sagengestalten „Bumbismännle“ und „Mettenbergerwieble“. Die Kopfhaube trägt das Wappen der „von Reischach“.

Seit dem Jahre 1954 werden die  Hansele von den Immendinger Gretele begleitet. Am 20. Februar wurde das Gretele, anlässlich des Zunftballes der Narrenzunft, in einem feierlichen Festakt aus der Taufe gehoben. Das Häs der Gretele ist mit ihren hellen zylinderartigen Strohhüten und der bunten Kleidung der alten Immendinger Ortstracht entnommen.

Das Trachtenkleid setzt sich aus einem ärmellosen Oberteil und einem Rockteil zusammen. Das Oberteil besteht aus einem roten Rückenteil und einer roten Schulterpartie aus Samt. Das Brustteil und der Rock sind dunkelblau. Das Brustteil wird durch aufgenähte rote und gelbe Samtbänder verziert. Diese bilden ein offenes Karree, wobei das gelbe innerhalb des roten angebracht ist. Auf den äußeren roten Samtbändern sind links und rechts jeweils drei  Miederknöpfe angenäht und mit einer roten Kordel geschnürt. Auf dem Rockteil trägt das Gretele eine grüne Schürze. Zur Tracht gehört eine weiße, kurzärmlige Bluse mit Spitzenkragen und Puffärmeln und eine rote wollene Strickjacke.

In ihren Weidenkörben bewahren die Gretele Süßigkeiten auf, welche sie während eines Umzuges auswerfen. Um bei den älteren Zuschauern die „innere Wärme“ zu gewährleisten, haben die Gretele meist auch eine Flasche Schnaps dabei.