Strumpfkugler

Nachdem in Immendingen seit vielen Jahrzehnten, ja Jahrhunderten, die Fasnacht gefeiert wurde, trafen sich am 03.02.1905 die gesamten Ausschüsse des Turnvereins, des Zitherklub und des Edelweißvereins im Nebenzimmer des Gashaus „Zum Ochsen“  und beschlossen, von nun an die Fasnacht in Immendingen zu organisieren. Dieses Gremium plante und veranstaltete ab diesem Zeitpunkt Maskenumzüge und Fasnachtsbälle und koordinierte die Veranstaltungen der örtlichen Gastronomie.

Wie jeden Fasnachtsdienstag, so auch im Jahre 1910,  trafen sich die närrischen Männer und Frauen im Gasthaus „Zum Ochsen“ um gemeinsam die Fasnacht ausklingen zu lassen. An diesem denkwürdigen Tag fiel den Besuchern während des Zechens auf, dass viele Männer unter ihnen weilten,  deren Haupt ein Glatzkopf zierte. In dieser ausgelassenen Stimmung schlossen die kahlköpfigen Männer den Bund, sich fortan an jedem Fasnachtsdienstag in diesem Lokal zu treffen und zusammen zu feiern. Jahr für Jahr wurde dieser Bund enger und es schlossen  sich ihnen immer mehr Immendinger Glatzköpfe an.

Als die Wirren des 1. Weltkrieges die „fasnächtlichen“ Gedanken überschatteten, schien dieser Brauch in Vergessenheit zu geraten. Erst wieder im Jahre 1927 wurden die Glatzköpfe durch den „Glatzkopfanwärter“ (das sind auch heute noch diejenigen Männer, welche lediglich einen Glatzenansatz haben) Franz Gleichauf am Fasnachtdienstag  um 4 Uhr in den „Ochsen“ einbestellt um wieder gemeinsam Fasnacht zu feiern. Es gesellten sich auch viele „Anwärter“ und „Vollhaarige“ dazu, doch mussten diese bis zum Abend alle ihre Haare lassen, denn nur so  durften sie mit den „Kahlköpfigen“ frönen. Die Glatzen aller wurden vermessen und derjenige mit der größten Glatze wurde zum 1. Vorstand gewählt. Es wurde der Beschluss gefasst, sich jeden Fasnachtsdienstag im „Ochsen“ zu treffen und anschließend einen Lokalbummel durch die Gemeinde zu unternehmen. Beim nächsten Treffen im Jahre 1928 gaben sich die Glatzköpfe den Namen „Strumpfkugler-Verein“ und im Jahre 1929 wurde in einer feierlichen Zeremonie die Narrenfahne geweiht.

In diesem Jahr war es so grimmig kalt, dass sich die Glatzköpfe noch 14 Tage später mit Grippe und Erkältungen herumschlagen mussten. Davon wohl abgeschreckt, erschien im folgenden Jahr kein Glatzkopf mehr zum Fasnachtsdiensttagtreffen. Doch da dieser schöne Brauch nicht sterben sollte, wurden im Jahre 1931 junge Burschen zusammenrufen und mit Schweinsblasen als Perücken ausgestattet. Durch diese Gruppe animiert gesellten sich auch die Alten wieder dazu und der „Strumpkugler-Verein“konnte weiterbestehen.

Im Gedenken an diesen Fasnachtsdienstag des Jahres 1910 wurde 27 Jahre später, am 31. Januar 1937, eine Satzung festgeschrieben  und der Verein nannte sich  fortan

Strumpfkugler-Narrenzunft zu Immendingen“

„Zu Ehr und Preis jener ernsten und hochehrbaren Bürgern, denen Weisheit und Schalkheit gleichermaßen zum Glatzkopf verholfen.“

Als „Strumpfkugler-Kostüm“ wurde eine weiße Kutte mit angewachsener ebensolcher Kapuze bestimmt. Vom Hals bis zu den Füssen zieht sich vorne ein blauer Streifen. Desgleichen sind die Ärmel und Kapuze blau eingefasst. Als Kopfbedeckung eine als „Stumpfkugler-Glatze“ zurechtgeschnittene Schweinsblase oder eine Glatzen-Perücke. In der Hand trägt er eine Laterne an kurzem Stock, dessen Ende eine Strumpfkugel ziert. Diese Laterne trägt der Strumpfkugler mit sich um an Fasnacht die Glatzköpfe zusammenzusuchen denn die Geschehnisse von 1930 sollen sich nie mehr wiederholen. Um den Hals trägt er ein rotes Band mit gelber Strumpfkugel.

Bis zum heutigen Tag ist der „Strumpfkugler-Hock“ fester Bestandteil der Immendinger Fasnacht. Die glatzköpfigen Männer treffen sich am Fasnet-Dienstag um ihre sichtbare Kopfhaut zu vermessen und den „Strumpfkugler-König“ des Jahres zu küren.